Der Konferenzraum des SkF-Ratingen auf der Düsseldorfer Straße war bis zum Bersten gefüllt. Immer wieder mussten zur Feier „Tag des Internationalen Ehrenamtes“ am 5. Dezember zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden, um dem Ansturm engagierter Ratinger Herr zu werden. Sie alle dokumentierten stellvertretend für rund 40.000 Freiwillige in Ratingen eindrucksvoll, dass in der Dumeklemmerstadt ehrenamtliche Tätigkeiten – von der Flüchtlingsbetreuung über die tatkräftige Hilfe für Bedürftige bis hin zu Freiwilligen Feuerwehr – auf vielfältige Art angenommen und gelebt werden.
„Engagiertes Ratingen – Engagement macht stark“ hieß das Motto, das der Veranstalter „Kompetenzteam Ehrenamt in Ratingen“ unter der Leitung des Sprechers Erhard Raßloff zusammen mit einem Team der „Miteinander.Freiwilligenbörse Ratingen e.V.“ für das Treffen ausgerufen hatte. Engagement sei dabei keine Einbahnstraße, so Raßloff. Stark mache nicht nur Mitmenschen zu helfen. Es bereichere auch das eigene Leben. Das Gefühl Dankbarkeit und mit der Zeit die Vertrautheit der Hilfesuchenden zu spüren, mache auch die Freiwilligen stärker. „Es profitieren nicht nur die Nehmenden sondern auch die Gebenden. Das ist eine klassische win-win-Situation“, brachte es der Erste stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Diedrich in seiner Ansprache auf den Punkt, der zahlreiche Ehrengäste wie unter anderem die Landtagsabgeordnete Elisabeth Müller-Witt und Ratinger Ratsvertreter aus fast allen Fraktionen begrüßen konnte.
Sichtlich gerührt und nachdenklich waren alle Anwesenden, als zwei aus Syrien stammende Flüchtlinge, Firas Alsehnawi und Ahmad Alsraan, auf Deutsch berichteten, wie sie über viele Leiden nach Ratingen gefunden haben, das erst einmal ihre neue Heimat sein wird. Gerade mal ein Jahr in Deutschland hatten sie die ersten Schritte zur deutschen Sprache nicht etwa in staatlichem Sprachunterricht erlernt. Viel mehr waren es Freiwillige, die ihnen in Ratinger Flüchtlingsunterkünften auch den sprachlichen Eintritt in eine fremde Welt erleichterten.
„Direkt vor einem stehend zu hören, wie schnell sie Deutsch gelernt haben, mit welcher ungebrochenen Kraft sie das Leben trotz vieler Widrigkeiten meistern und wir als Ehrenamtliche dazu einen Beitrag leisten, da wird es einem ganz warm ums Herz“, so Hannelore Becker, eine aktive Flüchtlingsbegleiterin.
Für die meisten Flüchtlinge ist eine solche organisierte Bürgerunterstützung neu. „Hilfe in Notsituationen und vor allem im Alter leisten in unseren Heimatländern die Familie und Nachbarn. Das ist ganz selbstverständlich und gehört zu unserer gelebten Kultur“, berichteten aus ihrer Heimat Tigsty Asfaw aus Eritrea, Gebhard Netik aus Russland und der früheren UdSSR, Lilian Idstein aus der Ukraine und Samuel Awasum aus Kamerun. Ahmad Zaheer, Vorsitzender der Ahmadiyya Jamaat Gemeinde, berichtete aus Pakistan und stellte eindrucksvoll den ehrenamtlichen Einsatz der Gemeinde in Ratingen dar. Sie haben es geschafft, sich hierzulande in einer neuen Welt zu etablieren – auch wenn sie ihre Religionen weiter pflegen und das Herkunftsland immer ihre Heimat bleiben wird.
Bestes Beispiel wie erfolgreich Integration trotz Heimatgefühle sein kann, ist der 33jährige Samuel Awasum. Der im Alter von 19 Jahren nach Deutschland gekommene Kameruner ist inzwischen nicht nur Vorsitzender des Ratinger Integrationsrates. Mit seiner Frau Jacinta Awasum bildet er auch das diesjährige Prinzenpaar im Ratinger Karneval.
Wie praktische Freiwilligentätigkeit aussieht und immer existierende Probleme gemeistert werden können, darüber haben sich die Ehrenamtlichen untereinander und mit Betroffenen zum Abschluss der von der Miteinander.Freiwilligenbörse Ratingen e.V. organisierten Veranstaltung bei selbst gebackenen Plätzchen, alkoholfreiem Glühwein und Kürbis-Ingwer-Suppe rege ausgetauscht.
Ganz im Sinne des Mottos „Engagement macht stark.“